Das Prinzip „Biologische sektion“

Regeln? Wer braucht schon Regeln? Die Natur hat doch ihre eigenen Gesetze, an die man sich halten muss. Wer sich nicht daran hält, wird oft rücksichtslos mit dem Tod bestraft.

Es gibt im Bahnhof keine Brücken oder Tunnel, einfach nach rechts und links schauen und über die Gleise. Warum soll man auch alle 5 Meter an Klippen daran erinnert werden, dass man herunterfahren kann. Ich denke, das weiß man doch oder?

Genau so ist das Leben hier, es gibt kaum Regeln an die man permanent erinnert wird. In Deutschland würde jeder mit dem Auto 10% schneller fahren, als erlaubt. Hier in Portugal wird immer 20% langsamer als die Höchstgeschwindigkeit gefahren. Es bilden sich trotzdem immer lange Schlangen hinter dem Bulli, da die Berge es nur zulassen, im dritten Gang zufahren. Immer wenn ein langes grade Stück Straße vor uns liegt, denke ich: „Überholt doch endlich!“ Es macht nur keiner. Wenn dann doch ein Auto an mir vorbeibraust, ist auf dem Nummernschild ein – D- zu erkennen.

Hier sind die Menschen so was von entspannt, dass scheinbar keine strengen Regeln das Leben regeln. Wer höher, schneller weiter möchte, als die biologischen Gesetze es zulassen, wird eben möglicherweise aussortiert.

Wir, also Nine Justus und ich (Flo ist am Sonntag wieder heim geflogen) stehen gerade am südwestlichsten Punkt Europas – also fast, ein paar Kilometer nördlicher an einer wunderschönen Bucht, die nur über eine Schotterpiste erreichbar ist. Im Bulli hat es ganz schön geknallt und gescheppert. Mir standen die Schweißperlen auf der Stirn, Nine hatte ihr „du-weißt-schon-was-du-da-tust-Gesicht“ aufgesetzt. Die Abfahrt zum Strand war so steil, dass ich beim Herunterfahren dachte, hier kommen wir NIE wieder hoch.

Unten angekommen waren die Gedanken schnell verflogen, denn hier ist ein magischer Ort. Ein paar Surfer-Bullis stehen hier rum und vor uns liegt eine Traumbucht aus dem Bilderbuch.

Wir sind gleich runter zum Strand. Die Wellen waren so stark, dass Justus immer von ihnen umgeworfen wurde. Er fand es aber so geil, dass er sich immer und immer wieder der Herausforderung stellte.

Es dämmerte und die einheimischen Surfer verließen die Bühne. Für diese Nacht gehörte die Bucht uns und ein paar anderen Wilden. Der Wind war so stark, dass der Bulli nur so hin und her schaukelte. Komisches Gefühl, wenn man direkt an einer Klippe parkt und es 50 Meter nach unten geht. Also bin ich nachts nochmal raus und habe dicke Steine vor die Reifen gelegt. Sicher ist sicher-und das ohne Hinweisschilder…

Veröffentlicht von

Andreas

29 Jahre alt. Aus Oldenburg / Varel / Butjadingen. Beschäftigt sich mit Tech kram und alles was mit Rennrad und BikePolo zu tun hat.