Bitte nicht Ausrasten

Hallo Frankreich, ich habe dich wirklich gern, aber manchmal gehst du mir so wahnsinnig auf die Nerven.

Nach dem tollen Wetter und dieser tollen Stadt Granville sind wir nun in einem kleinen Nest in der Nähe von Abbeville. Dieser Ort sieht aus, als wäre er nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder richtig aufgebaut worden. Diese grauen Putzbauten sind sooooooo hässlich. Naja, kann man noch von Putzbauten sprechen, wenn 90% der Fassade fehlen? Warum machen die es hier denn nicht schön, wenn sie schon das Meer vor der Haustür haben? Warum denn…es gibt ja Wein, Käse und Baguette.

Der Campingplatz hier ist unter aller Kanone, und ich muss mir jetz mal meinen Frust von der Seele schreiben…

Warum kann hier kein Mensch Englisch?
Heute im Supermarkt wollte ich noch schnell ein paar Sachen zum Essen für uns einkaufen. Also schnell aufs Rennrad und los. Ich habe mich wohl im Weinregal vergriffen, da an der Kasse auf einmal 32 Euro stand. Für 2 Stangen Baguette und eine Flasche Wein deutlich zu viel! Es muss also am Wein gelegen haben. Nun gut, ich bat die Kassiererin, den Wein wieder zurückzunehmen. Aber leider konnte oder wollte sie nicht verstehen, was ich meinte. Ich frage bat zwei junge Leute, die ebenfalls in der Schlange standen, für mich zu übersetzen -leider ohne Erflog. Die Kassiererin bat mich, den Betrag zu bezahlen und aus irgend einem, mir immer noch schleierhaftem Grund tat ich es auch und verließ total wütend den Laden.

Die Aktion hatte auch etwas Positives: der Wein für 30 Euro war laut Nines Meinung echt lecker.

Aber auch im Allgemeinen wird man hier eher stur weiter auf Französisch bequatscht, auch wenn man zu verstehen gibt, dass man es nicht versteht -ganz nach dem Motto: irgendwann wird er es schon checken…

Warum gibt es keine Klobrille, kein Klopapier und keine Seife auf der Toilette?
Immer, wenn ich mal wieder die Sanitäranlagen aufsuchen muss, packe ich mir einen kleinen Koffer voller Kram. Ich frage mich dann immer nur, wie die Franzosen es machen, die nichts dabei haben. Ich freue mich so sehr auf Belgien, dort gibt es Toiletten mit Brillen und man wird auch nicht gezwungen, sein Geschäft in der Hocke zu verrichten.

Moren sind wir in Gent. YEHAA!

Zurück in Frankreich

Gestern sind wir in Granville angekommen-das so genannte Monaco des Nordens. Es liegt ungefähr 100 km südwestlich von Cherbourg und war ein heißer Tipp von jemanden, den wir kennen gelernt haben.

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Ja, wir sind wieder in Frankreich, das haben wir sofort gemerkt als wir um 13 Uhr bei Netto auf dem Parkplatz standen, einkaufen wollten, aber niemand sonst dort war. Mittagspause! Schon wieder drauf reingefallen. Also gab es wieder Nudeln aus der Bulliküche. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich bestimmt die nächsten Wochen auf Nudeln verzichten können-wir können den Kram echt nicht mehr sehen .

Nach einer kleinen Fahrradtour sind wir in der Innenstadt angekommen. Ein Traum von Fußgängerzone, die das Herz meiner treuen Frau höher schlagen ließ. Fliegende Händler bieten hier handgefertigten Schmuck, Nähstoffe, und Kleinkram den man als Mann sowieso nicht war nimmt und braucht. Enge Gassen, in denen kleine Geschäfte untergebracht sind, locken die Kunden mit wundervoll dekorierten Schaufenstern. Aus kleinen Lautsprechern, die überall angebracht sind, ertönt dezente französische Musik. (witziger Weise hat Nine das nicht mal wahrgenommen) An den Straßenlaternen sind Kästen mit blühenden Blumen angebracht, an den Creps Ständen stehen die Leute Schlange.

Wir wollten uns heute mal was gönnen und Nine wollte unbedingt eine Waffel mit Nutellea -nach 2 Wochen ohne Schokolade oder Chips und jeden zweiten Tag Laufen muss so etwas schließlich auch mal drin sein. Nine ist da ja unendlich geduldig, ich hätte NIEMALS 30 Minuten auf meine Bestellung gewartet -naja lecker war es trotzdem.

Die „Tour de France“ war vor ein paar Tagen hier, überall hängen Bunte Banner über der Straße und die vielen Kreisel in der Stadt sind mit Fahrrädern und Kunst geschmückt. Es muss ein Fest gewesen sein. Nächstes Mal, wenn wir in Frankreich sind werden wir uns die Tour auch anschauen.

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Hier in Granville herrscht ein Tidenhub von 15 Metern. Der Strand ist bei Ebbe mehrere Kilometer breit. Wir sind heute mit Justus auf diesem Strand spazieren gegangen. Wir sind bis zum Wasser gelaufen und konnten unseren Augen kaum trauen -das Wasser läuft hier innerhalb von 2 Minuten 50 Meter auf -da kann man zuschauen. Wirklich beindruckend! Justus hat die ganze Zeit im Wagen geschlafen, denn der Untergrund hat so schön den Wagen durchgeschaukelt.

Wieder am Stand angekommen, haben wir uns in eine Strandbar gesetzt und erst mal 2 Cocktails bestellt. Toll, wenn das Kind einmal schläft und man sein Getränk mit Blick auf’s Meer genießen kann.
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Nachdem Justus seinen Schlaf beendet hatte, war es an der Zeit für ein bisschen wieder-müde-mach-Entertainment. Badeklamotten an, Justus an die Wasserkante gesetzt und geschaut was passier. Dieses Kind hat einfach keine Angst und ist den Wellen mutig entgegen gekrabbelt. Ein riesen Spaß für ihn und uns.

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Morgen wollen wir nach Gent aufbrechen, wir müssen allerdings noch einen Zwischenstop einlegen, weil der Weg sonst zu lang ist.

Alarm Alarm Alarm

Eins vorweg, heute gibt es keine Bilder, ich finde das Kabel zum übertragen der Fotos nicht. Ich darf auch kein Licht machen.

Gestern sind wir in Dublin gestartet und haben nicht die monotone Autobahn gewählt, sondern sind noch ein Stück durch die Wicklow Mountains gefahren. Enge Straßen und eine traumhaufen Kulisse. Nach dem ganzen Großstadtflair konnten wir noch einmal die schöne Landschaft genießen, die Irland ausmacht. Wir haben wir uns gestern spontan für Wexford, eine kleine Hafenstadt am südöstlichsten Zipfel vom Irland, entschieden, anstatt direkt nach Rosslare zu fahren. Der Grund: die Wettervorhersagen! Wenn schon Regen dann wenigstens in einer Stadt sein als irgendwo in den Walachhutten-ABER: Wir hatten heute traumhaftes Wetter (eigentlich hatten wir bisher immer richtig Glück) und waren Shoppen. Eine tollte und geschichtsträchtige Stadt zum Abschied aus Irland.

Wenn das Kind schläft, sollte man auch schlafen, so lautet die Devise bei Kleinkindern. Ich bin immer derbe froh, wenn ich es geschafft habe, den Kleinen zum Schlafen zu bewegen. Yehaa ab ins Bett und jetzt auch noch mal schön 2 Stunden schlafen. Ist ja auch schon 13 Uhr Mittag -Klapp Augen zu und weg.

Ich befinde mich gerade in der Tiefschlafphase, träume von der morgigen Schiffsfahrt nach Cherbourg, leichter Seegang und das monotone Tickern des Diesels. Aber warum nehmen meine Ohren dieses Geräusch war?

Der Rasenmäher Junge hat gerade neben meinem Bus den Zweitacker – 6,5 PS – Rasenmäher angeworfen. Ich springe auf ,um Justus, der in seinem Kinderwagen schläft, aus der Geräuschkulisse zu entfernen. Bei dem ruckhaften Aufstehen stoße ich mir dermaßen den Kopf, taumle zum Kinderwagen und fahre mit ihm ein paar Meter. Allerdings macht sich sofort Ernüchterung in mir Breit, als das erste Quieken aus dem Kinderwagen ertönt.

Wisst ihr, wie nervig kleine Kinder sind, die nicht ausgeschlafen haben? Da ist eine Frau, die Hunger hat, nur Watte pusten.

Nine war heute schon joggen, ich habe noch einen Tag Pause eingelegt, da ich die Superkompensation ein bisschen für mich arbeiten lassen will.

„Unter Superkompensation versteht man ein Modell, das verdeutlicht, wie Anpassungsprozesse (Adaptation) im Rahmen des sportlichen Trainings ablaufen.“

Weitere Informationen gibt es bei Wikipedia. Musste ich auch erst mal lesen, als Nine mir dieses Wort ins Gehirn pflanzte. Aber morgen früh werde wieder angreifen. Ich werde Nine‘s Zeit von heute toppen.

Ach ja diese Geschichte hatte ich ja schon fast vergessen.

Nine war shoppen und ich mit Justus alleine im Zimmer. Da der Kleine im Moment nicht nach Rosen duftet und ich mal wieder das Vergnügen hatte, musste eine neue Windel her. OK, Justus auf den Boden gelegt, Windel geöffnet und das Unheil erkannt. In diesem Moment dröhnt ein schriller Piepton von der Zimmerdecke. Toll; Feueralarm! Normalerweise kein Problem, aber in dieser Situation war ich komplett überfordert.

Meine Entscheidung Stand: Justus steht an erster Stelle: Hintern kurz abgewischt, frische Windel nur drumgelegt, und aus dem Zimmer gestürzt. Natürlich habe ich den richtigen Fluchtweg gewählt, denn unser Zimmer lag direkt neben der Treppe. Nachdem wir die ersten drei Stockwerk runtergesaust waren, hörte ich von den anderen Gästen, dass es nur eine Übung wäre. Ich hasse Übungen! Übrigens die Schlüsselkarte fürs Hotelzimmer hatte ich nicht dabei.

Und Justus sah, dass es gut war

Huhu, ein neuer Tag geht mit dem obligatorischen Laufprogamm zu Ende. Nachdem wir erst mal richtig lange ausgeschlafen haben (naja, zumindest ich habe so gut geschlafen, dass ich die anderen beiden heute Morgen nicht wahrgenommen habe;), haben wir uns mit dem Fahrrad zur Guinness Brauerei durchgequalät. Ich kenne nur die Brauerein von Jever oder Becks. Das sind moderne Braustädten im hübschen Gewand. Hier in Dublin ist es ein bisschen anders: man fährt mit dem Fahrrad durch ein Arbeiterviertel, die Häuser wirken sehr alt und heruntergewirtschaftet und ich wette in jedes zweite regnet es rein -also hier möchte ich nachts nicht alleine durchfahren.

Die Brauerei von Guinness ist sehr alt, schon 1759 wurde hier Bier gebraut. Die alten Hallen und sind aus dunklen Ziegen die Gebäude sind so hoch, dass kaum Licht in die Straße fällt. Passt irgendwie zu Guinness. Der Teil, den die Besucher hier präsentiert bekommen, hat mit der Braustätte nichts zu tun-Schade! Ich wollte doch den Duft von Gerste in der Nase Spüren und der Hefe in den riesigen Tanks bei der Arbeit zusehen.

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In einem ehemaligen Warenlager (Tank) ist das „Museum“ untergebracht. Hier wird einem auditiv und visuell alles über die Geschichte und Herstellungsprozess um die Ohren geballert -sehr modern, sehr laut…

Ach ja, da war ja auch noch das Kleinkind, dass von diesen vielen Reizen leider völlig überfordert war, der Tasting-Bereich war leider auch zu überfüllt, als dass man sich hätte in die Schlage anstellen können, sodass wir ziemlich schnell zur Abholung unseres kostenlosen Guinness auf der Aussichtsplatzform übergegangen sind. Das Bier fanden wir beide gewöhnungsbedürftig, aber Justus konnte seinen Wagen ein bisschen durch die Menschenmassen schieben und hat sich gefreut.Die Aussicht war jedoch toll -hier ist das Titelbild entstanden.

Heute Mittag waren wir beim Perser in Tempel Bar essen -Justus hat gepennt und Nine und ich konnten mal entspannt essen ohne jeden Bissen zu kommentieren…(To-ma-te, Frisch-kä-se-Brot, Nu-deln…), jetzt gibt’s dafür gleich nur noch ´n Salat.

Danach haben wir Männer uns auf den Weg zurück ins Hotel gemacht und Nine durfte noch ein bisschen bummeln gehen. (schön, wenn man durch nur drei Stunden Babysitting-Einsatz eine zufrieden Frau wieder bekommt 😉

Morgen Mittag verlassen wir Dublin und fahren nach Rosslare, von dort geht am Freitag die Fähre zurück nach Frankreich.

Welcome to Dublin

Wir sind in Dublin in einem 4 Sterne Haus und sind stolz auf unsere kleine 32m² Suite mit Badewanne und Ankleidezimmer. Endlich ein bisschen Platz zum Krabbeln, auch wenn es draußen regnet. Heute gab es anstatt Stulle ein tolles Frühstück, mit allem was das Herz begehrt. Wir genießen das gerade so richtig (obwohl Nine’s Eltern Bedenken geäußert haben, ob wir mit dem ganzen Luxus überhaupt umgehen können) Wir freuen uns aber auch schon darauf, ab Mittwoch wieder mit unserem Sören weiter zu ziehen.

Mir war gestern schon etwas mulmig, heute mit dem Fahrrad durch Dublin zu fahren. Als ich gestern den Fernseher angeschaltet habe und durchgezappt habe, wurde in den Webepausen lediglich ein Spot immer und immer wieder gezeigt. Der Inhalt beschrieb, wie man mit Fahrradfahren im Straßenverkehr umgehen soll. Ich dachte, das ist ein Scherz, aber das war komplett ernst gemeint.

Dublin bemüht sich, sehr fahrradfreundlich zu sein. Es gibt tolle Radwege und Radstreifen auf den Straßen, aber leider sind sie oft von Polizeiwagen oder Autos zugeparkt und man muss doch auf die Straße ausweichen. Und je weiter man ins Herz von Dublin gelangt, desto weniger wird auf die Einhaltung dieser Wege geachtet, denn da ist es richtig voll und die Innenstadt gleicht einer einzigen Baustelle. Nine ist hinter Justus und mir gefahren und hat öfters mal ne Kriese gekriegt…

Gestern waren Nine und ich am Grand Canal joggen. Mit seinen kleinen Schleusen erinnert mich der Kanal ein bisschen am Amsterdam. Viele Menschen treffen sich hier, um zu flachsen, verliebt zu knutschen, oder mich beim Joggen zu überholen. (Aufgrund der Tatsache, dass wir das Joggerrad für den Anhänger vergessen haben, können wir leider nicht zu dritt joggen gehen)

Wir haben heute dem Dubliner Zoo einen Besuch abgestattet-mmmh, manche Tiere hatten es dort ganz gut, aber manche taten uns auch ein bisschen Leid in ihren viel zu engen Gehegen. Für Justus waren viele Tiere einfach viel zu weit weg, aber die Giraffen und die Orang Utans fand er sichtbar gut.

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Seit zwei Monaten schlage ich mich mit dem Gedanken umher, zum Friseur zu gehen. Heute konnte ich dann heute auch endlich mal machen, Nine und Justus haben die Zeit genutzt und sind ne Runde durch Tempel Bar-ein sehr angesagtes Kneipen und Restaurant-Viertel zu spazieren. Da waren wir gestern auch schon mal und haben ein wenig kaffeesiert.

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Wenn ich jetzt mal ein Vergleich zu meinem letzten Besuch vor 10 Jahren ziehe, hat sich Dublin zu einer europäischen Metropole gemausert. Leider ist der Irische Spirit ein bisschen verloren gegangen, sodass man gar nicht mehr merkt, ob man nun in Berlin, London oder Dublin ist. Wo einst dunkle Pubs waren, sind nun helle, vegane Supermärkte, in denen sich die Öko-Hipster tummeln.

Allerdings ist es hier ein bisschen schicker als in Berlin -wir fühlen uns hier echt ein bisschen underdressed mit unserem praktischen Camping-Look. Ich glaub ich bin der einzige, der hier mit einer kurzen Cargohose rumläuft.

Dublin ist sehr kinderlieb. Als wir heute Nachmittag am Liffey Fluß saßen und Kaffee tranken, kam selbst der Besitzer der Kaffeebude aus seinem Häuschen und hat mit Justus quatsch gemacht, währenddessen sich schon eine kleine Schlange an seinem Stand bildete.